Aus der Statement von Streich geht nicht hervor, was der Journalist ihn genau gefragt hatte; doch ist alles, was er sagt, zutreffend - kein Bürger, keine Bürgerin mit wachem Blick, die heutzutage seinem Befund nicht zustimmen würde. Aber der springende Punkt ist: wie will man und wo ansetzen, um diese unliebsamen Entwicklungen umzukehren. Rundum-Kritik verursacht in der Regel Unmut, Verdruß, es kommt zu bad vibrations. Und der Einzelne steht, wie Streich zurecht feststellt, machtlos vis-a-vis. Der Fußball macht da keine Ausnahme, im Gegenteil, dort tritt der Egoismus Einzelner oder der von Vereinsleitungen krasser zutage als anderwärts, wo Verbände und Gruppierungen dafür sorgen, daß die krassesten Auswüchse abgemildert werden.
Was man bei uns durch die Verteilung der Mediengelder auch versucht, ist doch schon mal was. Und niemand hindert Clubs daran, ihre kleinen Angestellten nach Mindestlohn zu bezahlen, sie gar mit Sonderzahlungen am Erfolg teilhaben zu lassen - auch das passiert größtenteils schon. Bei Union gibt es Weihnachtsfeiern im Stadion, da singt alles von 8 bis 88 mit - Lichtblicke, gute Beispiele. Gerade der Massensport hat hier eine gewaltiges Feld, das es zu beackern gilt, denn dort sind eben noch nicht alle Verhältnisse "neokapitalisiert".
Der Fußball hierzulande versucht als rote Linie die 50-plus-1-Regelung gegen den totalen Kommerz zu setzen: das ist doch schon mal was. Wie die einzelnen Vereine ihre jeweilige Binnen-Struktur gestalten, das läßt sich nicht verordnen, das muß der Verein für sich selbst regeln, im Konsens mit seinen Mitgliedern und Fans. Da hat Freiburg doch einen guten Weg gefunden. Aber: auch dort will man wachsen, auch dort holt man sich damit die einschlägigen Entwicklungen ins Haus. Streich wird sich persönlich zu entscheiden haben, wie lange und wie weit er da mitzugehen bereit sein würde.
Freiburg kann sich keine Sonderwelt aufbauen: "Wir sind auch ein Unternehmen", so Streich, und die Wirtschaft, ihre Rahmenbedingungen, sie gelten und greifen landesweit, europaweit, weltweit - kommt der Punkt, wo Freiburg sich verweigern möchte, muß man dort eben auf Wachstum verzichten. So einfach ist das. Nebenbei: als schlechtes, weil unglaubwürdig gewordenes Beispiel kann man auf Sankt Pauli verweisen, wo man sich antikapitalistisch, links, woke, gender, queer, grün, antif, lila und was weiß nicht noch alles gibt, um dann doch beispielsweise im Marketing auch noch die allerletzte Kopeke aus der Fanbase rauszuquetschen, kommt als aufgesetzt rüber und fällt, nicht nur beim Trainerdurchlauf, in die gewohnten Üblichkeiten des Geschäfts zurück.